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Paradoxe Reaktion bei ADHS

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Als paradoxe Reaktionen werden in der Medizin Reaktionen bezeichnet, bei denen ein Wirkstoff das Gegenteil des beabsichtigten Effekts hervorruft. Ein Beispiel ist etwa eine sedierende Wirkung von Koffein oder das Auftreten von Schlaflosigkeit nach Einnahme von Tranquilizern. Paradoxe Reaktionen treten manchmal gemeinsam mit ADHS auf.

Paradoxe Reaktionen bei ADHS

In der Literatur ist verschiedentlich beschrieben, dass paradoxe Reaktionen auf bestimmte Medikamente bei ADHS-Betroffenen gehäuft auftreten.[1][2] Dies betreffe unterschiedlichste Wirkstoffe, besonders häufig aber stimulierende Substanzen wie Nikotin und Koffein, andererseits aber auch zum Beispiel Benzodiazepine. Vor allem vor Operationen sollten Anästhesisten daher auf die beim Patienten möglicherweise andersartige Wirkungsweise von Substanzen hingewiesen werden, um mögliche intra- und postoperative Komplikationen vermeiden zu können.[3]

Ein spezifischer Zusammenhang bzw. eine Korrelation zwischen ADHS und paradoxen Wirkungen ist bislang jedoch nicht systematisch erforscht worden und paradoxe Medikamentenreaktionen können grundsätzlich bei allen Menschen auftreten. Als Ursache ist eine genetische Veranlagung naheliegend, die mit einer atypischen Verstoffwechselung verbunden ist.

Problematik geringer Glaubwürdigkeit

Paradoxe Wirkungen können im praktischen Kontext eine erhebliche Belastung für die Betroffenen sein, wenn von Ärzten angenommen wird, dass der Patient die beschriebenen Wirkungen lediglich unter- oder übertreibe.

Paradoxe Wirkungen bei Methylphenidat

Früher wurde angenommen, dass bei Stimulanzien wie d-Amphetamin oder Stimulanzien wie Methylphenidat bei ADHS-Betroffenen von einer generellen paradoxen Wirkung auszugehen ist. Dabei wurde postuliert, dass die Stoffe auf gesunde Menschen anregend wirken und auf Patienten mit ADHS beruhigend. Die Wirkung von Methylphenidat bei ADHS-Diagnostizierten wurde dabei auch ex juvantibus als Indikator gesehen, dass die Diagnose richtig war.[4] In neueren Studien zeigte sich jedoch, dass die Wirkungen von Methylphenidat bei Menschen mit und ohne ADHS gleichartig sind.[5][6] Vielmehr sprechen nicht alle Menschen in gleicher Weise auf das Präparat an (Non-Responder). Von der Verhaltensänderung unter Medikation kann daher nicht auf ADHS geschlossen werden:

„Ritalin ist ein effektives, schnellwirksames Medikament, das eine Steigerung der Konzentrationsleistung erwirken kann. Eine große NIMH-Studie hat kürzlich hervorgebracht, dass Ritalin die effektivste Behandlungsmethode bei ADHS darstellt. Allerdings beweist eine erfolgreiche Ritalin-Behandlung nicht, dass auch wirklich ADHS vorliegt, denn de facto erhöht Ritalin auch bei gesunden Kindern die Aufmerksamkeit. Insofern ist Ritalin ein Schlüsselfaktor für das Begehren nach der Diagnose ADHS, solange die ADHS-Diagnose für eine Ritalinverschreibung vorausgesetzt ist.“[7]

– Ilina Singh, 2002

Siehe auch

Weblinks

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Einzelnachweise