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Diagnosis ex juvantibus

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Diagnosis ex juvantibus ist ein lateinischer Ausdruck für deutsch: „Diagnose vom Heilerfolg her“. Mit dem Ausdruck ist gemeint, dass durch die Wahl der Therapie und durch den eventuell auftretenden Heilerfolg auf die Ursache der Krankheit geschlossen wird.

In der Diskussion um die Alternativmedizin (wie Handauflegen, Homöopathie) ist die Diagnosis ex juvantibus durchaus von Belang, da Befürworter der jeweiligen Therapieschule mit der Begründung „Wer heilt, hat recht“ oft auf (angebliche) Behandlungserfolge verweisen, die sich wissenschaftlich nicht nachweisen lassen.

Diagnosis ex juvantibus bei ADHS

Früher wurde angenommen, dass bei Stimulanzien wie d-Amphetamine oder Stimulanzien wie Methylphenidat bei ADHS-Betroffenen von einer generellen paradoxen Wirkung auszugehen ist. Dabei wurde postuliert, dass die Stoffe auf gesunde Menschen anregend wirken und auf Patienten mit ADHS beruhigend. Die Wirkung von Methylphenidat bei ADHS-Diagnostizierten wurde dabei auch ex juvantibus als Indikator gesehen, dass die Diagnose richtig war.[1] In neueren Studien zeigte sich jedoch, dass die Wirkungen von Methylphenidat bei Menschen mit und ohne ADHS gleichartig sind.[2][3] Vielmehr sprechen nicht alle Menschen in gleicher Weise auf das Präparat an (Non-Responder). Von der Verhaltensänderung unter Medikation kann daher nicht auf ADHS geschlossen werden. →Siehe auch: Paradoxe Reaktion bei ADHS.

„Ritalin ist ein effektives, schnellwirksames Medikament, das eine Steigerung der Konzentrationsleistung erwirken kann. Eine große NIMH-Studie hat kürzlich hervorgebracht, dass Ritalin die effektivste Behandlungsmethode bei ADHS darstellt. Allerdings beweist eine erfolgreiche Ritalin-Behandlung nicht, dass auch wirklich ADHS vorliegt, denn de facto erhöht Ritalin auch bei gesunden Kindern die Aufmerksamkeit. Insofern ist Ritalin ein Schlüsselfaktor für das Begehren nach der Diagnose ADHS, solange die ADHS-Diagnose für eine Ritalinverschreibung vorausgesetzt ist.“[4]

– Ilina Singh, 2002

Studie zu Neuro-Enhancement mit Methylphenidat bei Schachspielern

Für Aufsehen sorgte im Jahr 2017 eine Studie der Universität Mainz, bei der die Spielleistungen von Schachspielern unter Methylphenidat, sowie auch unter Modafinil und Koffein mit den Leistungen von Spielern verglichen wurden, die nicht unter Stimulanzieneinfluss standen. Im Ergebnis zeigte sich eine deutliche Steigerung der Spielleistungen unter dem Einfluss aller im Experiment verwendeten Substanzen.[5] Die Ergebnisse konnten die geringe Spezifität der Stimulanzienwirkungen für die ADHS-Symptomatik deutlicher als bisher belegen, sie belegen jedoch keinen geringeren therapeutischen Nutzen für Erkrankte.

Siehe auch

Literatur

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Einzelnachweise