Rückversicherungsverhalten
Bei Rückversicherungsverhalten (engl.: reassurance seeking) handelt es sich um ein Symptom der Zwangsstörung. Kennzeichnend für Rückversicherungsverhalten ist, dass die Betroffenen fortwährend nach Informationen suchen, um einen indirekt oder direkt hoffnungsvoll assoziierten (seltener neutralen) Sachverhalt oder das Nicht-Eintreffen eines ängstlich antizipierten Ereignisses zu bestätigen. Dabei können auch Bezugspersonen mit einbezogen werden, welche dann immer wieder befragt werden oder um Bestätigung gebeten werden. Betroffene sind sich der Zwanghaftigkeit ihrer Informationssuche häufig nicht bewusst und attribuieren diese als interessensgeleitet oder in einem vermeintlich positiven Sinne stimulierend. Die Wertigkeit einer selbstschädigenden Verhaltenssucht wird oftmals nicht erkannt. Es handelt sich um einen in sich geschlossenen Teufelskreis.
Rückversicherungsverhalten und ADHS
Rückversicherungsverhalten ist kein typisches oder spezifisches Verhalten bei ADHS. Hinweise auf eine Korrelation zwischen Rückversicherungsverhalten und der Diagnose ADHS existieren nach aktuellem Stand nicht.
Abgrenzung zum Phänomen Hyperfokus
Rückversicherungsverhalten ist schwerlich bis unmöglich vom Phänomen des unscharf und nicht systematisch beschriebenen ADHS-Hyperfokus abgrenzbar. Da der Begriff des Hyperfokus von Patienten und Fachpersonen häufig irrtümlich genutzt wird, um gestellte ADHS-Diagnosen zu validieren (auch hierbei kann es sich auf Patientenseite um Rückversicherungsverhalten handeln), besteht das Risiko des Übersehens und Fehlbehandelns von Differenzialdiagnosen wie der Zwangsstörung. Gerade bei letzterer ist eine Behandlung mit Stimulanzien kontraindiziert, da sie das Risiko bergen, die Zwangsstörung und die mit ihr verbundene Angst zu verschlimmern.[1]
Siehe auch
Studien und wissenschaftliche Publikationen
- Haciomeroglu, B. (2020): The role of reassurance seeking in obsessive compulsive disorder: the associations between reassurance seeking, dysfunctional beliefs, negative emotions, and obsessive- compulsive symptoms (PDF, 772 KB).
Weblinks
- ScienceDaily (08. Dezember 2012): Mistaking OCD for ADHD has serious consequences
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