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Suizid und ADHS

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Jüngere Untersuchungen legen nahe, dass ADHS mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergeht. Suizid und mit Suizidalität assoziierte Komorbiditäten tragen vermutlich bedeutsam zu der bei ADHS-Betroffenen erhöhten Sterblichkeitsrate bei. Mittlerweile gibt es jedoch auch Hinweise darauf, dass eine Therapie mit Psychostimulanzien das Suizidrisiko erhöht.

Wissenschaftliche Befunde

Zusammenhang zwischen ADHS und Suizid

Eine von Sun et al. im Jahr 2019 veröffentlichte, groß angelegte Studie, in der Daten von 86.670 schwedischen Menschen mit ADHS-Diagnose ausgewertet wurden, zeigte ein um ein Neunfaches erhöhtes Suizidrisiko auf. 31,4 % der unnatürlichen Todesfälle gingen auf Suizid zurück. Das Hazard Ratio betrug 8,63 und war mit einem 95 %-Konfidenzintervall von 6,27 bis 11,88 signifikant.[1] Erwachsene Patienten waren insgesamt deutlich stärker betroffen als Kinder.

Bedeutung von Komorbiditäten

Die Diagnose ADHS allein erklärt nur einen Teil der Suizide – jeder zweite mit ADHS diagnostizierte Patient wies bei Sun et al. weitere komorbide Störungen auf, darunter insbesondere Angststörungen, Depressionen, Autismus-Spektrum-Störungen sowie Abhängigkeitserkrankungen.

Eine Metastudie des Jahres 2017 hatte ebenfalls einen deutlichen Zusammenhang zwischen ADHS und erhöhtem Suizidrisiko zum Ergebnis, welcher signifikant durch das Vorliegen von Komorbiditäten beeinflusst war.[2]

Prävention

Chancen und Risiken der medikamentösen Behandlung

Eine groß angelegte Studie von Chang und Kollegen wurde im Jahr 2020 veröffentlicht. Die Untersuchung beinhaltete Daten von 146 Millionen Menschen, von denen 3,87 Millionen ADHS-Patienten waren. In der Auswertung zeigte sich, dass das Suizidrisiko in der mit Stimulanzien medikamentierten Gruppe um 31 % niedriger war.[3][4] Der Einsatz von Nichtstimulanzien war hingegen nicht mit einer signifikanten Reduktion des Suizidrisikos verbunden. Im Vorjahr zeigten Biederman und Kollegen, dass der frühzeitige und sachgerechte Einsatz von Stimulanzien die Ausweitung der ADHS-Symptomatik und die Entwicklung schwerwiegender Komorbiditäten, welche das Suizidrisiko bei ADHS zusätzlich erhöhen, verhindern kann.[5] → Siehe auch: ADHS-Teufelskreis.

Kritisch gesehen werden muss der Einsatz von ADHS-Medikamenten bei akuter Suizidalität. Die Fachinformationen sämtlicher ADHS-Medikamente (einschließlich Guanfacin[6] und Atomoxetin[7]) führen Suizidalität unter den Gegenanzeigen oder weisen auf besondere Vorsicht hin.[8] Schwere Depressionen, Ängste, Abhängigkeitserkrankungen oder Schuldgefühle können mit Suizidalität assoziiert sein und sollten vor dem Einsatz von ADHS-Medikamenten behandelt werden. So ergab eine groß angelegte Untersuchung von Stricker, Cheung und Verhamme, welche im Zeitraum zwischen 1996 und 2018 durchgeführt wurde, ein signifikant und deutlich erhöhtes Suizidrisiko nach der Aufnahme einer medikamentösen Therapie mit Methylphenidat.[9]

Siehe auch

Weblinks

Studien und wissenschaftliche Publikationen

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Einzelnachweise