Nomenklatur
Entwicklung
Im Rahmen der ICD-9 (World Health Organization 1978) und des DSM-III (American Psychiatric Association 1980) wurde die ADHS als eigenständiges Krankheitsbild abgegrenzt. In der ICD-9 wurde der Begriff des hyperkinetischen Syndroms des Kindesalters mit Störung von Aufmerksamkeit und Konzentration (314.0) eingeführt, das mit einer Störung des Sozialverrhaltens (314.2) oder mit Entwicklungsrückständen (314.1) einhergehen kann. Das DSM-III benutzt den Begriff Attention Deficit Disorder. ADD kann im DSM-III evtl. von Hyperaktivität begleitet sein (als ADD-H bezeichnet). Die revidierte Version des DSM-III (DSM-III-R) unterschied schließlich nicht mehr zwischen ADD und ADD-H und führte 1987 den Begriff ADHD ein.
Wurde noch in der ICD-9 das hyperkinetische Syndrom als reine Erkrankung des Kindesalters beschrieben, führte das DSM-III bereits die Bezeichnung ADD Residual Type für ADHS bei Erwachsenen. Es wird jedoch nicht auf spezifische Symptome im Erwachsenenalter eingegangen.
Für das DSM-IV wurde 1994 schließlich entschieden, das Konzept der obligaten Hyperaktivität nicht mehr zu übernehmen. Es werden drei Untergruppen unterschieden. Genauere Ausführungen zu ADHS im Erwachsenenalter fehlen jedoch im DSM-IV gänzlich.
Die revidierte Fassung des DSM-IV (DSM-IV-TR) weist im Vergleich zur Vorgängerversion keine Änderungen auf.
In der fünften und aktuellen Auflage des Klassifikationssystems DSM-V wurde die Definition der diagnostischen Kriterien der ADHS überarbeitet, die Bezeichnung ADHS wurde beibehalten:
- Die Zahl der für die Diagnose erforderlichen Symptome wurde für Patienten ab 17 Jahren von sechs auf fünf Symptome reduziert. Dies ergänzt die Diagnosemöglichkeit der ADHS im Erwachsenenalter
- Die 18 im DSM-IV beschriebenen Kernsymptome werden teilweise um Kriterien für die Lebensbereiche Erwachsener ergänzt
- Die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung wird nicht mehr als Ausschlusskriterium für die Diagnose ADHS geführt
- Das Alterskriterium für die Erstmanifestation von ADHS-Symptomen wurde vom siebten auf das 12. Lebensjahr angehoben.
- Es finden sich nun Hinweise darüber, dass im Rahmen der Diagnosestellung zur sichereren Einschätzung der situationsübergreifenden Problematik mehrere Informanten befragt werden sollen
- ADHS wird nun unter Neurodevelopmental Disorders kategorisiert
Das ICD-10 unterscheidet 1990 nicht mehr zwischen ADHS im Kindes- und Erwachsenenalter und beschreibt unter F90 Hyperkinetische Störungen mit in Bezug auf das Alter und den Entwicklungsstand nachweisbarer Abnormität von Aufmerksamkeit und Aktivität (F90.0). Diese können mit einer Störung des Sozialverhaltens kombiniert sein (F90.1).
ADHS ist die heute deutschlandweit gängige Bezeichnung für das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom.
In nicht-wissenschaftlicher Literatur oder in den Medien finden sich bisweilen auch Bezeichnungen wie Zappelphilipp-Syndrom oder Traumsuse-Syndrom.
Bekannte Bezeichnungen
Neben den genannten Bezeichnungen finden sich in der Literatur eine Reihe weiterer Akronyme und Begriffe, die ADHS benennen: (siehe auch: Geschichte von ADHS)
Bezeichnung | Bedeutung |
---|---|
ADHS | Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (siehe: Subtypen) |
ADS | Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität (veraltet) |
POS | Psychoorganisches Syndrom (Schweiz) |
ADD (veraltet) | Attention Deficit Disorder |
ADD-H | Attention Deficit Disorder + Hyperactivity |
ADDRET | ADD Residual Type |
ADHD | Attention Deficit (Hyperactivity) Disorder |
ADHD-C | Attention Deficit Hyperactivity Disorder, Combined Type |
ADHD-PI / I | Attention Deficit Hyperactivity Disorder, Predominantly Inattentive |
ADHD-H | Attention Deficit Hyperactivity Disorder, Predominantly Hyperactive |
HKS | Hyperkinetisches Syndrom / Hyperkinetische Störung (veraltet) |
MBD/MCD | Minimal Brain Damage / Minimal Brain Dysfunktion / Minimale Cerebrale Dysfunktion (veraltet) |
Hyperaktivitätsstörung | |
Leichte oder minimale Hirnfunktionsstörung | |
Verzögerte Hirnreifung |
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